Christbaumvergiftung - Leseprobe

Aus dem Tagebuch eines engagierten Münchner Christkindlmarkt-Experten
Um die Woche beschaulich ausklingen zu lassen, habe ich mich mit Peter und Niki auf dem Schwabinger Weihnachtsmarkt verabredet, um mit ihnen ein, zwei Gläser Glühwein zu trinken.
Um 12 Uhr 15 komme ich an der Münchner Freiheit an. Peter und Niki sind noch nicht da. Also muss ich wohl oder übel den ersten Glühwein allein trinken. Als die beiden endlich eintreffen, habe ich bereits die zweite Tasse zur Hälfte geleert.
Wir unterhalten uns über alte Zeiten und darüber, dass wir uns vor nunmehr vier Jahren auf dem Schwabinger Weihnachtsmarkt genau an diesem Stand beim Glühweintrinken kennen gelernt haben. Wir kommen aufs Leben an sich und die Liebe im Besonderen zu sprechen.
So kommt es sehr schnell zum dritten bzw. kurz später zum vierten Glas Glühwein.
Aber schon um 13 Uhr 45 muss ich aufbrechen, weil ich schon um zwei mit Thomas auf dem Neuhausener Weihnachtsmarkt am Rotkreuzplatz verabredet bin.
Mit ihm trinke ich einen Teisendorfer Weihnachtstrunk, der auf der Grundlage von Früchtetee mit Enzian und Rum gemischt wird.
Angeblich eine Chiemgauer Spezialität aus dem 17.Jahrhundert. Ich genehmige mir zwei Tassen davon, wobei wir uns angeregt über das Leben an sich und die Liebe im Besonderen unterhalten.
Ich winke von weitem meiner Nachbarin Monika zu, deren Lippen wieder einmal innig an einem Glas Unterbriesacher Muttergottes-Punch kleben. Wie es aussieht schon länger. Die kriegt nie genug, denk‘ ich mir.
Damit sie aber nicht allein trinken muss, gönne auch ich mir ein Gläschen von diesem kräftigen Muttergottes-Punch. Vielleicht etwas zu süß. Vor allem für einen Nicht-Katholiken wie mich.
Auf dem Weg zur U-Bahn bleibe ich an einem Stand hängen, der weißen Glühwein auf der Grundlage von Grünem Veltliner aus dem schönen Burgenland anbietet. Überzeugt mich überhaupt nicht. Deswegen nur eine Tasse. Dann steige ich in die U-Bahn ein.
Es ist bereits 15 Uhr sieben, als ich auf dem Giesinger Weihnachtsmarkt eintreffe. Ich besuche ihn dieses Jahr zum ersten Mal. Deswegen kenne ich hier noch niemanden. Aber das macht nichts.
Umso besser schmeckt der Zirltaler Winterpunch auf der Grundlage von Kirschwasser mit schwarzem Tee. An und für sich zu kräftig für die Tageszeit, obwohl es schon dunkelt. Deswegen bleibt es auch bei einem Glas. Aber den Zirltaler Winterpunch wird man sich merken müssen!
Um 15 Uhr 33 nehme ich die Straßenbahn, die mich vom Giesinger Weihnachtsmarkt direkt zum Haidhausener Weihnachtsmarkt am Weißenburger Platz bringt. Ich bin dort mit Hermann verabredet, der sich aber wieder einmal verspätet.
Also kaufe ich allein ein Glas Finsterglühwein und stelle mich zu einer Gruppe mit japanischen Touristen. Mit ihnen trinke ich noch zwei warme Jäger - das ist ein heißes alkoholreiches Getränk auf der Grundlage von Wasser und Kräuterlikör. Das macht die Japaner sehr glücklich, und ich singe mit ihnen „O Tannenbaum“.
Danach muss ich aber weiter, gehe zur S-Bahn und fahre um genau 16 Uhr 17 zum zentralen Weihnachtsmarkt am Marienplatz.